24.06.2024
Ministertermin zur naturnahen Entwicklung der Bille am 24.06.2024 in Dahmker
Die Bille ist einer der wenigen Flüsse in Schleswig-Holstein, die noch an längeren Abschnitten eine weitgehend natürliche Gestalt bewahren konnten. Deshalb gilt die Bille schon seit Jahrzehnten als Leitbild für Fließgewässerrenaturierungen an anderen kiesgeprägten Flüssen und Bächen des Landes. Der Talraum der Bille bei Kuddewörde und Trittau grenzt an das Hamfelder Moor. Hier wurde die Bille in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts begradigt und ausgebaut, um die angrenzenden Niederungsflächen besser nutzen zu können. Die natürliche Vielfalt des Flusslaufs ging dabei zu großen Teilen verloren.
Viele für einen kleinen Fluss typische Kleinlebewesen, Fische und Pflanzenarten sind heute nicht mehr zu finden, weil in dem eintönigen Wasserlauf Lebensräume und Nahrung fehlen. Da das Gewässer durch die Begradigung aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, besteht die Sohle fast nur noch aus feinem Sand, der flussabwärts transportiert wird.
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat zum Ziel, Flüsse und Seen wieder in einen möglichst natürlichen Zustand zu versetzen. Maßnahmen zur naturnahen Umgestaltung, die zur Verbesserung der Gewässer beitragen, werden vom Land Schleswig-Holstein mit Fördergeldern bezuschusst. Im Februar dieses Jahres hat das Landeskabinett beschlossen, für die Renaturierung der Bille aus dem Landesprogramm ländlicher Raum (LPLR) rd. 1,4 Mio. € zur Verfügung zu stellen. Bewilligt wird der Zuschuss durch den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (kurz: LKN.SH). Zu diesem Anlass übergab Umweltminister Tobias Goldschmidt am 24.06.2024 im neuen Dorfgemeinschaftshaus in Dahmker den Förderbescheid über 455.000 € für den ersten von drei Bauabschnitten an den Verbandsvorsteher Erich Püst (Gewässerunterhaltungsverband Bille).
Umweltminister Tobias Goldschmidt: „Die Bille ist von überregionaler Bedeutung, da sie sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Hamburg Auswirkungen auf die Natur hat. Dieses Beispiel zeigt, wie durch Laufveränderungen, Abflachung der Böschungen und die Vernässung von Böden gleichzeitig etwas für Biodiversität, Klimaschutz und das Wassermanagement getan werden kann – so werden alle zu Gewinnern. Eine Maßnahme dieser Dimension klappt, wenn engagierte Verbände wie hier an der Bille und das Land zusammenarbeiten.“
Erst mithilfe der landesseitigen Kostenübernahme ist es dem Gewässerunterhaltungsverband Bille möglich, die Baumaßnahmen für die Renaturierung des rund 2,6 km langen Abschnitts zwischen dem stillgelegten Bahndamm bei Hamfelde und der 5-Pfennig-Brücke bei Trittau zu finanzieren. Geplant werden die Maßnahmen im Auftrag des Verbandes vom Institut biota GmbH aus Bützow, das derzeit Untersuchungen zur Bodenqualität und -verwertung bearbeitet und bis Anfang 2025 die Ausschreibung der Bauarbeiten vorbereitet. Fachlich werden der Verband und die Maßnahme begleitet durch den Landesbetrieb Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein LKN.SH. „Wir bedanken uns für das große Engagement der Beteiligten vor Ort“, sagt Heiko Tessenow, der für die Wasserwirtschaft zuständige Geschäftsbereichsleiter des LKN.SH. „Denn nur so können Projekte wie dieses erfolgreich umgesetzt werden.“
Die Wiesen und Weiden im Billetal gehören heute den Anliegergemeinden und dem Kreis Hzgt. Lauenburg. Sie werden nur noch extensiv genutzt oder liegen brach, sodass es möglich ist, den begradigten Billelauf auf einigen Abschnitten in eine kurvenreichere, sog. mäandrierende Form umzugestalten, die dem historischen Verlauf in der ursprünglichen Auenlandschaft wieder näher kommt. Zusätzlich werden Wurzelstubben und Kiesbänke eingebaut, um abwechslungsreiche Strömungsverhältnisse, schwingende Fließbewegungen und zahlreiche Kleinstlebensräume zu schaffen. Außerdem wird das Gleichgewicht zwischen Abtrag und Ablagerung des Sandes in der Gewässersohle verbessert. Standorttypische Gehölze wie die Schwarz-Erle dienen u.a. der Beschattung und Stabilisierung von Flussufern und werden örtlich angepflanzt, um sich dann am neuen Gewässerlauf und in der Aue weiter ausbreiten zu können.
Der ausgebaggerte Boden findet zur Verfüllung des begradigten Flusslaufs und einmündender Entwässerungsgräben Verwendung. Überschüssiger Boden soll auf Ackerflächen in der näheren Umgebung verwertet werden, wo er als Humusanreicherung willkommen ist. Der Gewässerpflegeverband Bille, Nachbarverband auf der Stormarner Seite des Flusses, hilft dabei, Landwirte zu finden, die den Aushubboden auf ihren Äckern aufnehmen.
Neben der Artenvielfalt dient die Renaturierung zudem der Selbstreinigung des Gewässers, dem verbesserten Wasserrückhalt und einer höheren Naherholungsqualität. Die Bille bekommt künftig einen Korridor, in dem sie sich – ungestörter von menschlicher Beeinflussung – selbst entwickeln kann.
Den ehrgeizig gesteckten Zielen der Wasserrahmenrichtlinie, dem „guten ökologischen Zustand“, kommt die Bille durch die Bereitstellung der Fördergelder und das große Engagement der beteiligten Gewässerunterhaltungs- und -pflegeverbände einen großen Schritt näher.